Das Kaisergebirge ist eine Gebirgsgruppe der Nördlichen Kalkalpen in den Ostalpen. Es befindet sich in Österreich im Bundesland Tirol zwischen Kufstein und St. Johann in Tirol. Das Kaisergebirge besteht aus zwei markanten Gebirgszügen, dem Wilden Kaiser und dem Zahmen Kaiser mit dem südöstlich vorgelagerten Niederkaiser. Es zählt zu den bekanntesten Gebirgsgruppen der Ostalpen und hat sowohl für Kletterer und Bergsteiger als auch für Wanderer eine große Bedeutung. Der größte Teil des Kaisergebirges ist Naturschutzgebiet und weder durch Straßen noch durch Seilbahnen erschlossen.
Naturschutzgebiet Kaisergebirge
Bereits in den 1920er Jahren forderten einzelne Naturliebhaber, darunter auch der „Kaiserpapst“ Franz Nieberl, einen stärkeren Schutz des einzigartigen Naturraumes des Kaisergebirges. Primäres Ziel dieses Schutzes sollte es sein, eine Übererschließung des Kaisergebirges durch Seilbahnen und Straßen zu verhindern. In der damaligen Zeit war solchen Überlegungen noch kein Erfolg beschieden. 1961 wurde dann nach einer Volksbefragung beschlossen, ein Naturschutzgebiet einzurichten, das am 19. April 1963 offiziell eröffnet wurde.
Das Naturschutzgebiet Kaisergebirge,das sämtliche Gipfel des Wilden und des Zahmen Kaisers umfasst, hat eine Größe von 102 km² und liegt auf den Flächen der Gemeinden Kufstein, St. Johann in Tirol, Ebbs, Ellmau, Going, Kirchdorf in Tirol, Scheffau und Walchsee und erstreckt sich von einer Höhe von 480 m bis zu einer Höhe von 2344 m an der Ellmauer Halt. Als einzige künstliche Aufstiegshilfe existiert im Naturschutzgebiet ein Sessellift zum Brentenjoch (Kaiserlift Kufstein), der zwischen August 2014 und April 2015 umfassend saniert wurde und am 1. Mai 2015 seinen Betrieb wieder aufgenommen hat. Weitere Liftprojekte wurden wegen des Naturschutzgebietes nicht realisiert. Lange wurde auch der Bau einer Straße in das Kaisertal sehr kontrovers diskutiert, das Kaisertal war das einzige bewohnte Tal in Österreich ohne Straßenanbindung. Die Kaisertalstraße, welche jetzt von Ebbs aus durch den Annatunnel (Länge 813 m) ins Kaisertal führt, wurde am 31. Mai 2008 eröffnet. Sie wurde von der Gemeinde Ebbs als Privatstraße errichtet und darf nur von einem sehr engen Kreis von Berechtigten – wie Bewohnern, Bewirtschaftern, Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben – benutzt werden.
Die Flora und Fauna des Naturschutzgebietes ist sehr reichhaltig.
Im Kaisergebirge existieren etwa 940 Blütenpflanzenarten, 38 Farnarten und über 400 Moosarten. Auch die Pilz- und Flechtenbestände sind sehr reichhaltig mit je 100 bzw. 236 verschiedenen Arten vertreten. In der Waldregion findet man häufig Mischwälder aus Buche, Weiß-Tanne (Abies alba) und Gemeine Fichte (Picea abies). Im submontanen Bereich findet man auch Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und Bergahorn, in sonnigen Bereichen auch Erlen. In den Almregionen findet man typische Mähwiesen, sowie Magerrasen und Weiden. In den subalpinen Bereichen findet man die typischen Zwergstrauchwuchsformen wie Latsche und Bewimperte Alpenrose, sowie die seltene Zwergalpenrose. Es gibt verschiedene Seggengesellschaften; die Polsterseggenrasen findet man bis in die Gipfelregionen. Diverse Feuchtgebiete sind ebenfalls mit typischem Pflanzenbesatz vorhanden.
Als Produkt eiszeitlicher Prozesse finden sich im Kaisergebirge eine Reihe seltener, teils endemischer Wirbelloser, wie z. B. Allobobophora smaragdina (ein Regenwurm), eine Schließmundschneckenart, sowie einige Spinnen und Falterarten. Typische Wirbeltiere sind Alpen- und Feuersalamander, Schlingnatter, Kreuzotter (ungewöhnliche Farbvarianten), Siebenschläfer, Haselmaus und Rötelmaus. In höheren Regionen findet man Gämse, Hermelin, Schneemaus und Schneehase. Typische Vögel sind der Waldlaubsänger, der Zwergschnäpper (für Nordtirol endemisch), Alpendohle, Kolkrabe, Felsenschwalbe, Weidenmeise, Alpenbirkenzeisig, Alpenbraunelle, Mauerläufer, sowie Birk-, Auer- und Alpenschneehuhn. An Greifvögeln kommen vor der Habicht, Sperber, Steinadler, Waldkauz, Sperlingskauz und Raufußkauz.
Geologie und Hydrologie
Der Kaiser gehört zu den nördlichen Kalkalpen und besteht vor allem aus Wettersteinkalk und Dolomit. Der Wettersteinkalk hat eine maximale Dicke von etwa 1000 m, was der Maximalhöhe der Felsabbrüche des Kaisergebirges entspricht. Die jüngeren Dolomite sind vor allem in den Mulden der Täler zu finden. Als Überbleibsel der Würmeiszeit finden sich ausgedehnte Moränenfelder. Entwässert wird das Kaisergebirge im Westen durch den Sparchenbach, der das Kaisertal durchfließt und später im Inn mündet, im Osten durch den Kaiserbach, der durch das Kaiserbachtal fließt und über den Kohlenbach in die Großache im Leukental mündet, und damit später in den Chiemsee fließt, sowie im Norden durch den Weissenbach und im Süden der Bereich westlich des sogenannten „Ellmauer-Tores“ von der Weißache, die ebenfalls in den Inn mündet, und östlich des „Ellmauer-Tores“ (Wasserscheide Ellmauer Tor) durch den Goinger Hausbach, bzw. den Rettenbach, welche beide in die Reither Ache, und damit später in die Großache und in der Folge in den Chiemsee münden. Zwischen Fleischbank und dem Totenkirchl befindet sich ein kleiner Kargletscher "Schneeloch", der bei weiter steigenden Durchschnittstemperaturen bald verschwunden sein dürfte. Ganz im Westen des Gebirges befindet sich der als Badesee genutzte Hintersteiner See. |