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Der Böhmerwald, tschechisch Šumava, ist eine etwa 120 km lange und bis zu 50 km breite Bergkette, die sich entlang der tschechisch-deutsch-österreichischen Grenze erstreckt. Er ist nach Riesengebirge (1603 m) und Altvatergebirge (1491 m) das dritthöchste Rumpfgebirge der Böhmischen Masse. Der höchste Berg des Böhmerwaldes ist mit 1456 Metern der Große Arber. Der Asteroid des mittleres Hauptgürtels (2403) Šumava wurde nach dem Gebirge benannt.

Der Böhmerwald als Grenzgebirge

Im Bereich des Böhmerwalds entwickelte sich die Landesgrenze vergleichsweise spät von einem relativ breiten „Grenzsaum“ zu einer „Grenzlinie“. Im zunächst weitgehend unbesiedelten und wirtschaftlich nicht genutzten Waldgebiet war eine genaue Grenzziehung nicht notwendig. Bis ins 16. Jh. gab es daher nur an wenigen Orten eine geschlossene lineare Grenze zwischen dem Königreich Böhmen und dem Herzogtum Bayern.

Durch die von bayerischer und böhmischer Seite aus weiter in den Wald vordringende Siedlung kam man sich im 16. Jahrhundert immer häufiger ins Gehege, was eine genaue Fixierung der Grenze notwendig machte. Ab 1551 erscheinen in den Quellen Grenzstreitigkeiten im Gebiet von Waldmünchen bis um den Berg Arber. In diesem Zusammenhang entstand 1514 mit dem so genannten „Grenzvisier“, eine erste kartographische Darstellung des Grenzverlaufs zwischen Furth im Wald und dem Arber. Die ältesten Grenzmarkierungen waren die so genannten „Pletzen“, meist kreuzförmige Einkerbungen an Bäumen. Im Bereich des heutigen Landkreises Regen gab es 1569 eine „erste amtliche Grenzbegehung“. Erst 1637 setzte man den ersten Grenzstein an der Grenzbrücke des Saumwegs von Zwiesel nach Böhmen.

Im Zuge des Spanischen Erbfolgekriegs (1701–1714) besetzten österreichische Truppen Bayern. 1708 schloss Kaiser Joseph I. einige bayerische Grenzgebiete, wie etwa bei Waldmünchen oder das Eisensteiner Tal, an Böhmen an. Mit einem bayerisch-österreichischen Vertrag vom 3. März 1764 wurde die Grenze neu festgelegt. Dabei fiel z. B. die Hofmark Eisenstein zur Hälfte an Bayern zurück; das heutige Bayerisch Eisenstein. Bis zum Ende des Heiligen Römische Reiches Deutscher Nation (1806) besaß die Grenze nicht die Qualität einer Nationalstaatsgrenze. Im so genannten „Fraischbezirk“ um Neualbenreuth zwischen Eger (Cheb) und Waldsassen wechselten seit 1591 jährlich die landeshoheitlichen Rechte zwischen der Oberpfalz bzw. Bayern und Böhmen. Diese Regelung galt bis 1846, als das Gebiet zwischen Bayern und Böhmen aufgeteilt wurde. Von 1820 bis 1846 erarbeitete eine Grenzkommission einen neuen Grenzvertrag, den Bayern und Österreich 1862 schlossen.

Durch die Angliederung der vorwiegend deutschsprachigen Randgebiete der Tschechoslowakei an das nationalsozialistische Deutsche Reich im Jahre 1938 verschwand die Jahrhunderte alte Grenze. Die neue Staatsgrenze zur Tschechoslowakei orientierte sich im Wesentlichen an der deutsch-tschechischen Sprachgrenze innerhalb Böhmens. Am 15. März 1939 zerschlug Hitler die „Rest-Tschechei“ mit dem Einmarsch deutscher Truppen und errichtete das „Protektorat Böhmen und Mähren“.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Grenzen aus der Zeit vor 1938 wiederhergestellt. Ab Herbst 1945 waren die Grenzübergänge für Jahre gesperrt. Auf tschechischer Seite wurde der so genannte „Eiserne Vorhang“ mit elektrischen Sperren und Stacheldraht errichtet. Erst nach langwierigen Verhandlungen konnte 1964 der Grenzübergang Furth im Wald, 1969 Bayerisch Eisenstein und  1971 Philippsreut geöffnet werden. Nach dem Ende des „Kalten Krieges“ wurden 1990 die Sperranlagen entfernt und die Visumspflicht aufgehoben. Nach dem Beitritt der Tschechischen Republik zur Europäischen Union 2004 entfielen die Grenzkontrollen in Zusammenhang mit dem Schengenraum.

Geografie

Der Böhmerwald erstreckt sich von der Cham-Further Senke, Neumarker Senke, Neumarker Pass und Neugedeiner Furche, die ihn vom nordwestlich anschließenden Böhmischen oder Oberpfälzer Wald (Tschechisch: Český lesBöhmischer Wald) trennen, von Nordwesten nach Südosten bis zum Kerschbaumer Sattel, nach anderer Definition bis zum Hohenfurther Sattel.Das Gebirge bildet einen Abschnitt der großen europäischen Wasserscheide Atlantik–Schwarzes Meer und entwässert zur Donau und Moldau.

Obwohl es sich beim Böhmerwald geologisch gesehen um ein einziges Gebirge handelt, wird er seit Beginn des 20. Jahrhunderts nach den politischen Grenzen unterteilt. Je nach regionaler Lage oder Kontext werden mit dem Ausdruck „Böhmerwald“ das ganze Gebirge oder nur Teile davon bezeichnet:

  • Böhmerwald (Šumava, die Rauschende bzw. von altslawisch für Wald) auf tschechischer Seite
  • Bayerischer Wald im östlichen Bayern
  • Böhmerwald im nordwestlichen Mühlviertel Oberösterreichs.

Ursprünglich wurde auch der Oberpfälzer Wald/Böhmische Wald in Bayern und Tschechien noch zum Böhmerwald gezählt.

Die Bezeichnungen Bayerischer Wald und Böhmerwald werden uneindeutig verwendet und waren zeitlichen Veränderungen unterworfen. Die Hauptkette der Region nennt man hoher Böhmerwald. Der Große Arber auf bayerischer Seite ist mit seinen 1456 Metern der höchste Punkt dieses Mittelgebirges. In Tschechien und Österreich ist der auf der Grenze liegende Plöckenstein/Plechý mit 1378 m der höchste Berg. Daneben gibt es auch einen etwas niedrigeren Bayerischen Plöckenstein. Der Vordere Bayerische Wald wird nicht zum Böhmerwald gezählt, sondern als der (eigentliche) Bayerische Wald dem Böhmerwald gegenübergestellt; wird (wie umgangssprachlich häufig) der Böhmerwald zum Bayerischen Wald gezählt, so nur der Teil, der in Bayern liegt.